Die Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Wandel. Prozesse und Abläufe werden automatisiert, die Vernetzung von Mitarbeitenden ist standortübergreifend – dank Zoom, Teams, Slack & Co – kein Problem mehr. Die Pandemie hat ihr Übriges zur Digitalisierung der Arbeitswelt getan. Home Office ist mittlerweile Standard und soll in vielen Unternehmen auch langfristig bestehen bleiben.
Doch was bedeutet dieser Wandel eigentlich für das Marketing von Unternehmen? Welche Chancen ergeben sich? Was sind die neuen Herausforderungen unserer Zeit?
Was viele nicht wissen: Der Begriff “New Work” (deutsch: Neue Arbeit) ist gar nicht so neu. Er wurde bereits in den 1970er Jahren von dem Sozialphilosophen Frithjof Bergmann eingeführt und bezeichnet einen strukturellen Wandel der Arbeitswelt: Statt die Arbeit lediglich als Mittel zum Zweck zu sehen, sollen der Mensch und seine individuellen Bedürfnisse im Vordergrund stehen.
Bergmann beobachtete, dass die Lohnarbeit für immer mehr Arbeitnehmer nicht mehr allein dem finanziellen Absichern der eigenen Existenz diente, sondern immer stärker als Bestandteil eines sinnerfüllten Lebens gesehen wurde. Der Job ist ein neuer Lebensmittelpunkt: Die meisten unserer sozialen Kontakte spielen sich am Arbeitsplatz ab, durch digitale Vernetzungsmöglichkeiten verschwimmen die Grenzen von Freizeit und Arbeitszeit immer stärker. Viele von uns dürften das auch heute noch kennen.
Im New Work Ansatz liegt der Fokus also auf der persönlichen Entfaltung des Arbeitnehmers. Die Grundidee ist so einfach wie genial: Durch mehr Flexibilität, Mitbestimmung und Agilität sollen Unternehmen einerseits besser auf die modernen Herausforderungen der Digitalisierung reagieren können – und andererseits dem Einzelnen mehr persönlichen Entfaltungsspielraum ermöglichen. Für den Arbeitnehmer bedeutet dies in der Regel eine größere Freiheit und Mitbestimmung – aber auch mehr Verantwortung.
Auch wenn viele Unternehmer und Unternehmen dem Konzept “New Work” gegenüber zunächst etwas skeptisch waren, es bietet eine ganze Reihe von praktischen Vorteilen:
➡️ Kostenreduzierung: Mitarbeiter, die von zu Hause arbeiten, benötigen weniger Büroräume. Entsprechend können Kosten bei der Anmietung von Räumlichkeiten eingespart werden.
➡️ Work-Life-Balance: New Work ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
➡️ Agiles Arbeiten: Alle Aufgaben werden klar priorisiert und es gibt einen regen Austausch zwischen Abteilungen und Mitarbeitern.
➡️ Automatisierungen: Umständliche Prozesse, die dank der Digitalisierung nun automatisiert werden können, sparen viel Zeit ein.
➡️ Innovationspotential: Jeder Mitarbeitende hat ein Mitsprache- und Vorschlagsrecht. Das führt zu einem ungeahnten Innovations- und Aktionspotential.
Für manche Branchen ist New Work immer noch eine echte Herausforderung, die neue Abläufe oder betriebliche Anpassungen notwendig macht. Als weitere Kritikpunkte werden häufig genannt:
❓ Eigenverantwortliches Arbeiten: Nicht jeder Mensch möchte eigenverantwortlich Entscheidungen treffen. Manche können davon überfordert sein.
❓ Fehlende persönliche Kontakte: Remote Work findet – in der Regel alleine – von zu Hause statt. Das kann zu Einsamkeit führen.
❓ Kreativität: gelingt am besten zusammen in einem Team. Im Rahmen von New Work müssen hier oftmals ganz neue Strukturen und Abläufe erarbeitet und erprobt werden.
Für das Marketing ergeben sich durch das New Work neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen. In Zeiten von Digitalisierung und Flexibilisierung gehört eine “9 to 5”-Mentalität der Vergangenheit an. Produkte und Services müssen stattdessen häufig rund um die Uhr erreichbar und verfügbar sein. Potentielle Kunden müssen zielgenau angesprochen werden – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, mit der richtigen Botschaft. Doch keine Sorge: Mithilfe von Web-Automatisierungen können Werbestrategien perfekt geplant und eingesetzt werden. Und auch die flexible Gestaltung von Arbeitszeiten lässt sich ideal ins Marketing integrieren.
Während es selbstverständlich Sinn ergeben kann, in einem Team zu bestimmten Kernarbeitszeiten eng zusammenzuarbeiten, kann es doch auch sehr effektiv sein, die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Der Grund: Wir Menschen sind unterschiedlich, auch was unseren Biorhythmus betrifft. Manche von uns sind echte Frühaufsteher und bereits am frühen Morgen konzentriert am Werk. Andere laufen erst am Abend zur Höchstform auf oder wollen den Morgen lieber für andere Sachen nutzen, z.B. für Sport. Auch das Thema Kinderbetreuung darf hier nicht vernachlässigt werden.
Aus Sicht des Marketings muss eine Flexibilisierung der Arbeit daher gar nicht nachteilig sein. Sie erlaubt eine hohe Reaktions- und Anpassungsgeschwindigkeit: Kampagnen können so fast ganztägig betreut, angepasst und optimiert werden. Ob am frühen Morgen oder am späten Abend, Mitarbeiter, die flexibel und zeitlich selbstbestimmt arbeiten, können die Leistungsfähigkeit eines Marketingteams auf ein ganz neues Level heben.
Auch Employer und Personal Branding sind im Rahmen von New Work wichtiger denn je. Wer als selbständiger Marketingprofi oder als Unternehmen nachhaltig wahrgenommen werden möchte, muss in sozialen Netzwerken sichtbar werden. Neben Facebook und Instagram hat in den letzten Jahren vor allem LinkedIn stark an Bedeutung gewonnen. Und auch TikTiok sollte hier nicht vergessen werden, um die Generation Z zu erreichen.
Unter Employer Branding versteht man eine Marketing-Strategie für die HR-Abteilung, um neue Talente besser anzusprechen und von sich zu überzeugen. Das ist heutzutage notwendiger denn je: Laut einer Studie der DIHK können 48% aller Unternehmen ihre Stellen nicht besetzen. Mit einer Employer Branding Strategie soll eine starke, attraktive Arbeitgebermarke geschaffen werden, die neue Mitarbeiter anzieht und vorhandene Mitarbeiter langfristig bindet.
Personal Branding legt dagegen das Augenmerk auf die Person. Der eigene Online-Auftritt – ob per Social Media Kanal oder eigener Website – wird hier zum zentralen Werkzeug der Selbstvermarktung. Besonders für Selbstständige im Online-Marketing liegt darin eine große Chance, besser von potentiellen Kundinnen und Kunden wahrgenommen und gebucht zu werden.
Fakt ist: New Work kann für Unternehmen ein echter Wettbewerbsvorteil sein. Wer auf agiles Arbeiten mit flachen Hierarchien und flexiblen Vertrauensarbeitszeiten setzt, der ist in der Regel auch in der Lage, auf Branchenveränderungen schnell und effizient zu reagieren. Wie genau und in welchem Rahmen New Work im jeweiligen Unternehmen vor Ort umgesetzt werden kann, ist jedoch abhängig von vielen unterschiedlichen, individuellen Faktoren.Ein Grundsatz der “Neuen Arbeit” gilt jedoch überall: Die aktive Einbeziehung der Mitarbeiter ist essentiell.
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