Podcasts sind längst kein Nischenformat mehr – sie sind fester Bestandteil aktueller Kommunikations- und Marketingstrategien. Und seitdem Plattformen wie Spotify, YouTube, Instagram oder TikTok vermehrt auf Videoformate setzen, stellt sich für viele Unternehmen, Agenturen und Selbstständige die Frage: Brauchen wir einen Videopodcast – oder reicht klassisches Audio?
Wir haben mit Ingo Notthoff, Podcast-Produzent und Gründer des Podcast-Studios TON.EINS, darüber gesprochen, worin die Unterschiede liegen, welche Zielgruppen angesprochen werden – und was Unternehmen bedenken sollten, bevor sie auf den Video-Zug aufspringen.
🎙️ MCKB: In den letzten Monaten wird immer mehr über Video-Podcasts diskutiert. Wer etwas auf sich hält, braucht jetzt auch einen Video-Podcast? Doch was genau unterscheidet eigentlich ein klassisches Audioformat von einem Video-Podcast?
💬 Ingo Notthoff: Ein großer Vorteil von Podcasts ist: Man kann sie nebenbei hören – beim Autofahren, beim Sport, beim Putzen oder Kochen. Es braucht keine zusätzliche Zeit. Und genau das macht Podcasts so erfolgreich. Und jetzt kommt der Videopodcast um die Ecke, der wieder das Zeitkontingent der Menschen beansprucht. Da muss man sich schon fragen: Lohnt sich dieser Mehraufwand wirklich? Wer schaut sich das am Ende komplett an?
🎙️ MCKB: Also geht es insbesondere um Flexibilität. Für welche Zielgruppen oder Branchen lohnt sich so ein Videopodcast denn dann?
💬 Ingo Notthoff: Im Unterhaltungsbereich auf jeden Fall. Wenn Stars oder prominente Gäste dabei sind, ist es spannend, die auch zu sehen. Im Businessbereich ist es selten sinnvoll, den kompletten Podcast als Video zu produzieren. Es sei denn, man plant ein Special oder möchte etwa einen bekannten CEO besonders präsentieren. Aber auch dann stelle sich die Frage: Wird das wirklich komplett angeschaut? Hinzu kommt: Video ist deutlich aufwändiger.
Die gesamte Produktion dauert meist deutlich länger und ist aufwändiger: Es werden idealerweise mehrere Kameras benötigt, für abwechselnde Perspektiven und schon während der Aufnahme muss darauf geachtet werden, wie die Performance der Sprecher:innen vor der Kamera ist. Dann der Schnitt: Beim Video lassen sich einfach alle „Ähms“ und sonstige Füllwörter entfernen. Das wäre dann immer ein Schnitt und das würde auffallen, selbst, wenn man zwischen den Kameras hin und her blendet. Dazu kommt dann noch die Farbkorrektur, Untertitel etc. Was aber immer sinnvoll ist: Video-Snippets für die Bewerbung. Ein Podcast muss beworben werden. Kurze Ausschnitte, Behind-the-Scenes oder Teaser funktionieren gut auf LinkedIn, Instagram oder TikTok. Das heißt: Die Produktion als Audio, die Bewerbung über kurze Videos für Social Media.
🎙️ MCKB: Den Videopodcast siehst du dann eher so im Lifestyle-Eventbereich und aktuell weniger im Business- und Unternehmenskontext.
💬 Ingo Notthoff: Ja, genau. Im Businessbereich, du siehst ja, wir sitzen hier gerade bei mir im Studio und führen dieses Interview, hinter uns stehen ganz viele Kameras. Natürlich ist es auch interessant, hier und da für besondere Gäste dann das Video mitzulaufen zu lassen. Wir beide haben auch schon mal eine Produktion hier zusammen gemacht für den Marketing Club. Da haben wir auch das Ganze gefilmt. Das war auch super! Unternehmen müssen sich aber ganz kritisch fragen: Was will ich erreichen? Wie viel Prozent mehr bringt mir dann wirklich dieses Video? Und was kostet mich das? Und da würde ich sagen, im Businessbereich ist es nur selten der Fall, dass man wirklich komplett den Podcast auch auf Video macht. Mit einer Ausnahme, man kann natürlich sagen, wir schneiden nichts, machen nur den Ton ein bisschen besser und dann laden wir das auch auf YouTube hoch. Das ist immerhin die größte Suchmaschine nach Google. Allerdings dann auch mit der Gefahr aller Versprecher und was man so halt sonst noch bei so einer Podcast-Aufnahme macht.
🎙️ MCKB: Spannend! Auch das könnte ja eine bewusste Strategie für Unternehmen sein. Wir haben jetzt viel über die Vor- und Nachteile für Unternehmen gesprochen. Gibt es aktuelle Trends oder Erkenntnisse zur Nutzung von (Video-)Podcasts – etwa bei jüngeren Zielgruppen?
💬 Ingo Notthoff: Ja, ganz spannend: Selbst die Gen Z nutzt Podcasts oft über YouTube – aber schaut dabei kaum aktiv zu. Viele lassen es im Hintergrund laufen. Das Video wird gar nicht bewusst konsumiert, obwohl YouTube genutzt wird. Wenn aber etwas erklärt oder gezeigt wird, steigt die Aufmerksamkeit natürlich. Aber so ein 60-minütiges Gespräch durchzuschauen, das machen die wenigsten.
🎙️ MCKB: Was sind deine Tipps für Unternehmen, die überlegen, mit einem Videopodcast zu starten?
💬 Ingo Notthoff:
Tipp 1 ▶️ Prüft ehrlich, welchen Mehrwert das Videoformat bringt.
Tipp 2 ▶️ Startet erstmal mit kleinen Video-Elementen – Teaser, Snippets, Ausschnitte für Social Media.
Tipp 3 ▶️ Nutzt besondere Anlässe für Videoformate, z. B. ein Jahresrückblick oder besondere Themen oder hochkarätige Gäste. Damit sammelt ihr Erfahrung und Feedback.
🎙️ MCKB: Gibt es einen Podcast, den du selbst privat gerne hörst?
💬 Ingo Notthoff: Tatsächlich höre ich alle Podcasts meiner Kund:innen, das reicht meist für den Tag. Allerdings - ich entdecke gern neue Formate und lasse mich inspirieren. Gerade der amerikanische Podcast-Markt ist hier Vorreiter und gibt mir immer mal wieder neue Impulse. Aber ganz ehrlich: Irgendwann bin ich dann auch froh, wenn ich keine Kopfhörer mehr aufhabe.
🎙️ MCKB: Das kann ich gut verstehen. Vielen Dank für das Gespräch, Ingo!
Wir Danken Ingo herzlich für seine großartige Unterstützung bei der Produktion unserer Podcasts. Die Club-Casts könnt ihr euch hier anhören: https://marketing-clubcast.de