Marketing Club Köln-Bonn unterstützt #BringBackTheKids

MCKB: Tatjana, ihr wollt über die Kinderverschleppungen in der Ukraine aufklären. Kannst du uns ein paar Hintergründe zu diesen schrecklichen Taten geben? Und wie und wohin werden die Kinder denn verschleppt?

Tatjana: Kinder bedeuten Zukunft und Russland möchte die Zukunft der Ukraine zerstören. Bei den deportierten Kindern handelt es sich um Waisen, Kinder ohne familiären Schutz, aber auch um Kinder, deren Familien den falschen Menschen geglaubt haben. Sie haben ihre Kinder in kurzzeitige Ferienlager gegeben und wussten nicht, dass sie vielleicht nie zurückkehren würden. Die Kinder, die Save Ukraine zurückholen konnte, erzählen von übelster Propaganda und harten Umerziehungsmaßnahmen. Die Gefahr ist nicht allen in der Ukraine bekannt, deshalb unterstützen wir auch dort eine Aufklärungskampagne.

MCKB: Das ist furchtbar! Was kann dagegen getan werden? Wie kann man als Privatperson helfen?

Tatjana: Im ersten Schritt, indem wir gemeinsam laut sind für die, die es nicht können, die deportierten Kinder. Wir brauchen Aufklärung darüber, was passiert, dazu dient auch das Buch. Es bedarf finanzieller Unterstützung durch Spenden, mit der wir mehr Kinder zurückholen können.

MCKB: Wie kam es zu der Idee des Buches „Gestohlene Leben“?

Tatjana: Ein Schicksal hat mich persönlich besonders berührt. Es ist die Geschichte von Oksana, einer Soldatin und ihrer Tochter. Oksana lag schwerverletzt im Krankenhaus als wir informiert wurden, dass die Rückholung geglückt war. Als ich das Bild sah, das Gesicht des Mädchens in den Armen der Mutter war der Moment, in dem das Bedürfnis in mir aufkam, dieses Buch zu schreiben. Ein Buch über die Schicksale der entführten Kinder, über zerrissene Familien und verzweifelte Eltern. Und über die mutigen Menschen, die gestohlene Kinder suchen und nach Hause zurückbringen.

MCKB: Oliver, auch ihr macht euch mit eurer Kampagne stark, damit verschleppte Kinder aus Russland zurückgeholt werden können, richtig? Wie kam es dazu?

Oliver: „Genau. Ich habe vor ein paar Monaten bei LinkedIn einen Post von Tatjana zu dem Thema der Verschleppung gesehen. Ehrlich gesagt hatte ich bis dahin noch nie etwas davon gehört und da war ich offenbar nicht allein. Mir war in dem Moment klar, dass wir hier unterstützen müssen. Mit den Waffen einer Agentur: Reichweite, Relevanz und Resonanz. Also habe ich Tatjana angerufen und ihr von meiner Idee erzählt.“

MCKB: „Wladimir Klitschko ist Co-Autor und mit seinem Bruder Vitali seit Kriegsbeginn in der Ukraine. Wie kam es dazu? Zumindest Wladimir lebte doch eigentlich gar nicht dort, oder?“

Tatjana: Wladimir hatte bereits im Dezember 2021 beschlossen, seinen Bruder Vitali in Kyiv zu unterstützen. "Ich kann nicht anders" hat er zu mir gesagt. Die Kraft und die Haltung, die die beiden seit Kriegsbeginn bewiesen haben, haben mir gezeigt, wie wichtig die innere Überzeugung im Leben ist. Ich kenne die beiden seit 17 Jahren. Ich habe ihre Kämpfe mitorganisiert, aber ich habe gespürt, dass dieser Kampf hier etwas ganz anderes ist. Es geht um die Freiheit ihres Volkes und die Zukunft ihrer Familien.

MCKB: Das ist beeindruckend. Aber nochmal zur Rückholung der Kinder aus Russland. Wie genau kann das funktionieren?

Tatjana: Unsere Partner-NGO Save Ukraine organisiert regelmäßig Rettungsmissionen. Aus rechtlichen Gründen können nur direkte Familienmitglieder die Kinder aus den Lagern abholen. Meistens sind es die Mütter, da die Väter im Krieg sind oder Gefahr laufen, auf russischem Gebiet verhaftet zu werden. Die Organisation der Ein- und Ausreise – meist über Drittländer – ist kompliziert, es bedarf offizieller Dokumente, Vollmachten. Und auch für die Mütter kann es stundenlange Verhöre an der Grenze bedeuten. Wir haben viele wirklich mutige Menschen kennengelernt.

MCKB: „Spannend. Was macht ihr konkret?“

Oliver: Im Zentrum unserer Kampagne steht der Hashtag #BringBackTheKids, der das Potenzial hat eine Initiative zu werden. Wir wollen aufklären und ein Bewusstsein schaffen für diese Verbrechen, die sich quasi vor unserer Haustüre abspielen. Unsere Kernidee ist, dass wir für jedes der verschleppten Kinder symbolisch ein Armband mit Hashtag #BringBackTheKids produzieren. So kommen wir mit dem Thema sehr nah an den Menschen. Ab einer Spende von 30 Euro erhält man das Armband als Dankeschön, um laut zu werden im eigenen Umfeld. Unser Kunde beeline, ein Hersteller modischer Accessoires, hat sofort zugesagt die knapp 20.000 Armbänder zu spenden. Ich bin sehr dankbar, dass unsere Kunden ein so vertrauensvolles Verhältnis zu uns haben. Und vor allem, dass es unseren Kunden nicht nur um Profit, sondern auch um Impact geht.

MCKB: Wir sind ein Marketing Club. Tatjana, wie sieht denn die Kampagne zum Launch des Hashtags aus?

Tatjana: Sehr emotional! Das Team von vow to the new hat einen Spot gedreht, der unter die Haut geht. In kurzen Sequenzen bekommt der Zuschauer Einblick in die behütete Kindheit eines Mädchens. Dieser Weg endet jäh mit der Deportation. Ein eindringliches Statement von Wladimir setzt den Schlusspunkt des Films und fordert auf aktiv zu werden.

MCKB: Beeindruckend. Über welche Kanäle wird die Kampagne denn gespielt?

Tatjana: „Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist die Landingpage auf der es vertiefende Informationen gibt und auf der über das Buch ‚Gestohlene Leben‘ und die Armbänder informiert wird. Zum Kampagnenstart am 20. September werden sich Friends & Family aus unseren Netzwerken mit dem Armband zeigen. Tatjana plant mit ihrem Team zudem eine Pressekonferenz und der Spot wird online, bei Veranstaltungen und bei hoffentlich möglichst vielen TV-Sendern zu sehen sein. Außerdem gibt es Anzeigenmotive. Wir sprechen aktuell mit Verlagen über Pro-Bono Media.

MCKB: Vielen Dank Tatjana und Oliver für die zum Teil bewegenden Hintergründe. Auch wir im Marketing Club Köln-Bonn möchten einen Beitrag zu diesem existenziell wesentlichen Thema mit einer Spende leisten. Zudem werden wir bei den kommenden Veranstaltungen 100 Armbänder an unsere Mitglieder verteilen mit der Aufforderung aktiv zu werden.

Tatjana: Dankeschön. Jede Spende hilft enorm. Und demonstriert Zusammenhalt einer funktionierenden Gesellschaft, die Haltung zeigt und bereit ist Mut zu lernen. Denn das können wir – alle.